07.02.2018


Voting zur Lehrprofessur

Von Prof. Dr. Roland Hefendehl

Die Umfrage zur Sinnhaftigkeit einer sich allein auf die Lehre konzentrierten Professur verlief über viele Wochen hinweg Kopf an Kopf. Skeptiker verwiesen auf das Humboldtsche Ideal der Einheit von Forschung und Lehre, während die Gegenansicht positive Assoziationen mit einer derartigen Fokussierung verknüpfte. Denn bestimmte Menschen sind einfach bessere Lehrerinnen und Lehrer als andere, mögen sie auch jeweils in gleicher Weise kluge Köpfe sein.

Derzeit votiert denn auch eine leichte Mehrheit (217 Stimmen und somit 55 Prozent) für die Legitimität einer derartigen Lehrprofessur, während 176 und damit 45 % skeptisch bleiben.

Ob es wirklich ein Argument ist, dass in der Lehre doch auch gerade die neueste Forschung zu präsentieren sei, womit der Forscher gleichsam an der Quelle sitze, erscheint mir nicht ausgemacht. Denn gute Lehre zeichnet sich in erster Linie durch die Vermittlung grundlegender Techniken und Denkweisen aus, die nur in seltenen Fällen am Beispiel sog. Spitzenforschung erfolgt.

Aber vielleicht ist der vielseitig Interessierte voller Feuer, während der beständig im Hamsterrad kreisende reine Hochschullehrer schnell ermüdet und im Anschluss langweilt. Kann sein, muss aber nicht. Manche bleiben von der ersten bis zur letzten Sekunde begeisternd, während der Tausendsassa nur Chaos verbreitet.

Nur: Solange die Lehre das Image eines eher lästigen Übels nicht loswird, sollte man den begeisterten Lehrenden den Rat geben, sich zum Selbstschutz und aus Selbstachtung zusätzlich das Feigenblatt eines Forschers zuzulegen. Denn das geht weit einfacher als der umgekehrte Weg vom Forscher zum guten Lehrenden. Er wird ohnehin nicht beschritten.

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