15.03.2006


DNA Mythos durch Polizeialltag zerstört

Die DNA Analyse gilt als das Top-Spurenmittel der heutigen Zeit. Der Gesetzgeber hechelt den rasant fortschreitenden Einsatzmöglichkeiten der DNA Analyse förmlich hinterher. Erst mit Wirkung zum November 2005 wurde die DNA Analyse in der StPO neu geregelt - ihre Handhabung erleichtert, vgl. §§ 81 e - h StPO. Und selbst die nun noch geltenden Hürden gelten als zu umständlich und praxisfeindlich. Das stichhaltigste Argument für solcherlei Forderungen war bislang immer die Einzigartigkeit der DNA. Sie sei das sicherste Spurenmittel - die Wahrscheinlichkeit das ein anderer Mensch auf der Welt die gleiche DNA-Spur aufweist, ist mehr als gering. Umgekehrt würde aber fast jeder Täter seine DNA unweigerlich am Tatort hinterlassen. Aus Sicht der Polizeivertreter ist die DNA Analyse eine Art Wunderwaffe im Kampf um Verbrechensaufklärung. Dumm nur, dass jetzt der Polizei genau das Mißgeschick passiert ist, vor dem Kritiker immer gewarnt haben. Der sichere Nachweis von DNA nützt nichts, wenn eben solche DNA-Spuren durch Dritte an den Tatort gelangen. Zum Beispiel durch die Polizei selbst. So haben Ermittler bei der Spurensicherung DNA-Material von einem Tatort zu einem anderen getragen. Bei einer Wohnungsdurchsuchung hatte sich die Haarschuppe eines Unbeteiligten in einem Arbeitsgerät der Techniker verfangen. Beim nächsten Einsatz zehn Tage später wurde dasselbe Arbeitsgerät eingesetzt und die Schuppe gelangte auf die Kleidung des Erschossenen - und führte zu falschen Verdächtigungen.

Damit sollte nun der Beweis erbracht sein, dass auch die DNA Analyse kein Wundermittel der Kriminaltechnik ist. Darüber kann auch der Abwieglungsversuch vom Berliner Innensenator Körting nicht hinwegtäuschen, der nämlich seine Forderung aus solch einem Einzelfall nun doch keine Generaldebatte zu begingen mit dem Vergleich begründet: "Wenn mein Arzt die Blutproben durcheinander bringt, könnte es theoretisch ja auch sein, dass ich plötzlich einen höheren Cholesterinspiegel habe."